Der Schatz Fernher aus geheimem Schreine Winkt ein Schatz so wunderbar; Weiß allein nur, wen er meine, Und den Ort, wo er bewahrt. Und wir streben, und wir meinen, Streben, meinen immerdar,
Schweifen durch des Lebens Weite Und verachten die Gefahr; Wir begehren nur das Eine, Wir begehren immerdar; Immerdar auch will's erscheinen, Ach, verschwinden immerdar.
Doppelheimweh Zwiefaches Heimweh hält das Herz befangen, Wenn wir am Rand des steilen Abgrunds stehn Und in die Grabesnacht hinuntersehn, Mit trüben Augen, todeshohlen Wangen. Das Erdenheimweh läßt uns trauern, bangen, Daß Lust und Leid der Erde muß vergehn; Das Himmelsheimweh fühlts herüberwehn Wie Morgenluft, daß wir uns fortverlangen.
Dies Doppelheimweh tönt im Lied der Schwäne, Zusammenfließt in unsre letzte Träne Ein leichtes Meiden und ein schweres Scheiden. Vielleicht ist unser unerforschtes Ich Vor scharfen Augen nur ein dunkler Strich, In dem sich wunderbar zwei Welten schneiden.
In der Fremde Schon bin ich müd zu reisen, Wär's doch damit am Rand, Vor Hören und vor Sehen Vergeht mir der Verstand.
So willst Du denn nach Hause? O nein! Nur nicht nach Haus! Dort stirbt des Lebens Leben Im Einerlei mir aus. Wo also willst Du weilen? Wo findest Du die Statt? O Mensch, der nur zwei Fremden Und keine Heimat hat.
Reisen Reisen soll ich, Freunde! reisen, Lüften soll ich mir die Brust? Aus des Tagwerks engen Gleisen Lockt ihr mich zu Wanderlust? Und doch hab ich tiefer eben In die Heimat mich versenkt, Fühle mich, ihr hingegeben, Freier, reicher, als ihr denkt. Nie erschöpf ich diese Wege, Nie ergründ ich dieses Tal, Und die altbetretnen Stege Rühren neu mich jedesmal; Öfters, wenn ich selbst mir sage, Wie der Pfad doch einsam sei, Streifen hier am lichten Tage Teure Schatten mir vorbei.
Wann die Sonne fährt von hinnen, Kennt mein Herz noch keine Ruh, Eilt mit ihr von Bergeszinnen Fabelhaften Inseln zu; Tauchen dann hervor die Sterne, Drängt es mächtig mich hinan, Und in immer tiefre Ferne Zieh ich helle Götterbahn. Alt' und neue Jugendträume, Zukunft und Vergangenheit, Uferlose Himmelsräume Sind mir stündlich hier bereit. Darum, Freunde! will ich reisen; Weiset Straße mir und Ziel! In der Heimat stillen Kreisen Schwärmt das Herz doch allzuviel.
Der frohe Wandersmann Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt; Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Wald und Strom und Feld. Die Trägen, die zu Hause liegen, Erquicket nicht das Morgenrot, Sie wissen nur von Kinderwiegen, Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen, Die Lerchen schwirren hoch vor Lust, Was sollt ich nicht mit ihnen singen Aus voller Kehl und frischer Brust? Den lieben Gott laß ich nur walten; Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld Und Erd und Himmel will erhalten, Hat auch mein Sach aufs best bestellt!